Für viele von uns ist es die gelebte Freiheit: Einfach losziehen – mit dem Auto, Campervan, Fahrrad oder einfach zu Fuss – und nach einer beschaulichen Tagestour irgendwo das Zelt aufschlagen und die freie Natur geniessen. So einfach ist es aber nicht, denn je nachdem, wo du deinen Hering in den Boden stecken möchtest, ist Wildcampen erlaubt, unter gewissen Bedingungen geduldet oder komplett verboten. Besonders wenn du im Ausland unterwegs bist, solltest du dich vorab mit den Regeln vertraut machen. Denn ohne Kenntnisse der Landessprache wird die Kommunikation mit den Ordnugshütern schnell zu einem unangenehmen Aspekt deines Abenteuers.

Für eine leichtere Orientierung haben wir diesen Guide zum Wildcampen in verschiedenen Regionen Europas zusammengestellt. Dabei klären wir zunächst, was genau Wildcampen ist, unter welchen Umständen das Übernachten im Auto oder Wohnmobil dazugehört und worauf du allgemein achten solltest, wenn du Wildcampen in Europa in Erwägung ziehst. Im zweiten Teil findest du dann die spezifischen Regelungen zum Wildcampen in verschiedenen Regionen Europas.

Vorneweg können wir dir schonmal verraten, dass diese Regelungen nicht nur von Land zu Land unterschiedlich sind, sondern sich die Gesetze und Richtlinien zum Teil auch innerhalb einzelner Länder unterscheiden. Dieser Guide gibt dir also eine Richtung vor. Du solltest dich aber undbedingt vor deiner Abreise noch mit den speziellen Regeln beschäftigen, die für die Region gelten, in die du verreisen und eventuell wildcampen möchtest.


Interaktive Karte: Wo Wildcampen in Europa erlaubt ist

Klicke auf die einzelnen Länder, um zu sehen, welche Regelungen zum Wildcampen gelten. Im Teil Wildcamping in Europa nach Regionen gegliedert findest du detailliertere Informationen.

(Stand: 06/2021. Angaben o.G.)

Was ist Wildcamping?

Unter Wildcampen verstehen wir das Aufstellen eines Zeltes an einem nicht für diesen Zweck deklarierten Ort, also ausserhalb eines Stell- oder Campingplatzes. Dabei geht es normalerweise um ein bis zwei kleinere Zelte (bis circa drei Personen) und nicht um eine ausgedehnte Zeltstadt oder grosse Reisegruppen. Letztere stossen selbst in Gegenden, wo Wildcampen erlaubt ist, auf Unmut. Falls du mit einer grossen Gruppe unterwegs bist, seid ihr in jedem Fall besser beraten, wenn ihr einen Campingplatz ansteuert. Ausserdem ist wildcampen am selben Ort in der Regel zeitlich begrenzt auf ein bis zwei Nächte.

Gilt das Übernachten im Auto, Campervan oder Wohnmobil auch als Wildcampen?

Mancherorts zählt auch das Übernachten im Auto oder Wohnmobil zum Wildcampen. Dennoch ist es in vielen Ländern anders geregelt als das Aufschlagen eines Zeltes. In Deutschland ist zum Beispiel das Schlafen im Auto zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ erlaubt, während Wildcampen offiziell verboten ist. Hierzu solltest du aber einen offiziellen Parkplatz wählen und nicht in der freien Natur am Strassenrand oder im Wald parken.

In vielen anderen Ländern, zum Beispiel in Portugal, ist schon das Übernachten im Auto ausserhalb von Stellplätzen ausdrücklich verboten und wird streng geahndet. Darum machen wir beim Wildcampen einen Unterschied zwischen dem Übernachten im Zelt oder dem Biwaken (Campen ohne Zelt) und dem Schlafen im Auto oder Camper.

Gilt das Übernachten im Auto, Campervan oder Wohnmobil auch als Wildcampen?

Mancherorts zählt auch das Übernachten im Auto oder Wohnmobil zum Wildcampen. Dennoch ist es in vielen Ländern anders geregelt als das Aufschlagen eines Zeltes. In Deutschland ist zum Beispiel das Schlafen im Auto zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ erlaubt, während Wildcampen offiziell verboten ist. Hierzu solltest du aber einen offiziellen Parkplatz wählen und nicht in der freien Natur am Strassenrand oder im Wald parken.

In vielen anderen Ländern, zum Beispiel in Portugal, ist schon das Übernachten im Auto ausserhalb von Stellplätzen ausdrücklich verboten und wird streng geahndet. Darum machen wir beim Wildcampen einen Unterschied zwischen dem Übernachten im Zelt oder dem Biwaken (Campen ohne Zelt) und dem Schlafen im Auto oder Camper.

Darf man im Wald oder am Wasser wildcampen?

Es gibt keine allgemeingültigen Regeln zum Wildcampen in Wäldern oder in der Nähe von Gewässern, aber oftmals sind diese Gebiete (ähnlich wie Naturschutzgebiete) tabu. Wer hier widerrechtlich übernachtet, muss vielerorts mit noch höheren Strafen als im Rest des Landes rechnen. Wer dennoch im Wald wildcampen will, muss im Vorfeld die Erlaubnis von Eigentümern einholen.

Eine schöne, neue Ausnahme: In Polen, wo wildcampen normalerweise verboten ist, kannst du seit 2021 in bestimmten Waldgebieten dein Camp aufzuschlagen, weil der Bedarf nach Urlaubs- und Erholungsmöglichkeiten in der Natur gestiegen ist. Mehr dazu im Abschnitt zum Wildcampen in Mitteleuropa.

Wildcampen am Meer sowie in der Nähe von Seen oder Flüssen unterliegt den gleichen Regeln wie Wildcampen im Allgemeinen. Bei Verstössen können die Strafen und Bussgelder hier aber besonders hoch ausfallen, weil Gewässer als besonders schützenswert gelten und die mögliche Verschmutzung durch Wildcamping als gefährlicher angesehen wird. Wenn du gerne an Gewässern übernachtest, empfehlen wir dir auch unseren Artikel zum Thema Leave No Trace.

Was gilt es beim Wildcampen zu beachten?

  • Abstand zu Wohnhäusern: Im Umkreis von Siedlungen und privaten Grundstücken, solltest du Abstand halten. 150 Meter bis zum nächsten Wohnhaus ist dafür vielerorts eine gute Daumenregel.
  • Fragen kostet nichts: Auch in Ländern, wo das Jedermannsrecht gilt, kann es nicht schaden, Bescheid zu sagen, wenn du auf Privatgelände übernachten möchtest.
  • Maximal zwei Tage: Das Jedermannsrecht deckt in den meisten Ländern einen Aufenthalt von zwei Tagen an einem Ort ab. Dann solltest du weiterziehen oder auf jeden Fall die Eigentümer um Erlaubnis fragen.
  • Lebensmittel abschliessen: Zwar gibt es in Europa keine Bären, die auf Nahrungssuche Menschen angreifen, aber auch die ansässigen Tiere können sich durch dich gestört fühlen und durchaus aggressiv werden, wenn sie Nahrung riechen. Darum solltest du Lebensmittel entweder im Auto verschliessen oder etwas entfernt von deinem Zelt in einem Baum aufhängen, dann aber umso besser verschlossen.
  • Abfall entsorgen: Um allen, die nach dir kommen, auch die Möglichkeit zu geben, diese Natur zu geniessen, ist es das oberste Wildampinggebot, dass du deinen Abfall angemessen entsorgst und den Ort so hinterlässt, wie du ihn vorgefunden hast – oder besser. Kurzum: Niemand sollte sehen, dass du jemals dort gewesen bist.
  • Rücksicht nehmen: Das heisst auch, du solltest der Vegetation nicht schaden, Feuer vermeiden und dich möglichst ruhig verhalten, um Tiere im Umfeld nicht zu verschrecken.
Bergwiese

Wo gilt das Jedermannsrecht in Europa?

Die skandinavischen Länder sind bekannt für das Jedermannsrecht. Dieses Gewohnheitsrecht zum Geniessen der Natur reicht bis ins Mittelalter zurück. Wildcampen abseits von Zeltplätzen ist hier erlaubt (in Dänemark aber nur in bestimmten Gebieten). Du kannst unter Umständen sogar auf Privatgelände dein Zelt aufschlagen, ausser dies ist ausdrücklich untersagt. Weniger Menschen wissen jedoch, dass das Wildcampen in der freien Natur auch in Schottland erlaubt ist. In der Schweiz liegt es in der Hand der Kantone oder Gemeinden und ist mancherorts ebenfalls geduldet. Ausserdem ist das Übernachten oberhalb der Waldgrenze erlaubt, solange es kein Schutzgebiet ist. Zudem gilt auch im Baltikum das Jedermannsrecht.

Wo ist Wildcampen ausdrücklich verboten?

In den meisten Ländern Europas ist Wildcampen generell verboten oder wird nur mit vielen Einschränkungen geduldet. Hier ist es besser einen Campingplatz anzusteuern und deine Unterkunft im Voraus zu planen, denn du kannst dich nicht darauf verlassen, spontan einen Platz zu finden, an dem du einfach dein Zelt aufbauen kannst. Wildcampen wird in manchen Regionen rigoros verfolgt und besonders in touristisch geprägten Regionen und in der Hauptsaison bestraft. Hier können Bussgelder bis zu einem vierstelligen Betrag anfallen.

Selbst in Ländern, wo das Jedermannsrecht gilt und wildcampen erlaubt ist, gibt es Gebiete, in denen du nicht übernachten darfst. Hier solltest du dein Zelt nicht auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, Weiden und Feldern aufstellen. Ausserdem ist das Wildcampen in Naturschutzgebieten und Nationalparks grundsätzlich verboten und widerrechtliches Übernachten wird hier streng kontrolliert und bestraft. Allerdings gibt es in manchen Natur- und Nationalparks ausgewiesene Stellplätze oder Hütten, die du ansteuern kannst. In der Hochsaison kann es hier zwar voll werden, aber die Suche nach einem offiziellen Campingplatz ist besser als unsanft von der Polizei oder dem regionalen Ordnungsamt geweckt zu werden.

Warum ist Wildcampen verboten?

In vielen Ländern ist Wildcampen nicht an sich per Gesetz verboten, sondern steht vielmehr mit Eigentumsrechten oder der Auffassung von allgemeiner, öffentlicher Sicherheit im Konflikt. Wenn du eine Anzeige oder ein Bussgeld bekommst, ist der Grund meist Landfriedensbruch oder das regionale Äquivalent dazu.

Es geht aber auch um den Schutz der Natur. Das Wildcampen stört die Tierwelt oder stellt eine mögliche Umweltbelastung dar, die für Einzelne zwar klein erscheint, aber in der Masse erheblich sein kann. Ausserdem können Wildcamps Tiere anlocken, die auf Nahrungssuche sind, und deren Verhalten nachhaltig verändern. Zu guter Letzt wird davon ausgegangen, dass es sicherer ist, unter geregelten Umständen und auf einem gesicherten Gelände zu übernachten. Im Wald oder in freier Wildbahn gibt es keine sanitären Anlagen oder Schutz, wenn Notfälle auftreten.

Wie hoch sind die Strafen für unerlaubtes Wildcampen?

Es ist schwer vorauszusagen, was passiert, wenn du widerrechtlich wildcampst. Ob eine Strafe verhängt wird und wie hoch diese ausfällt, hängt von den speziellen Umständen und den Personen ab, auf die du triffst. Manche Ordnungshüter setzen zunächst auf Verwarnungen und drücken ein Auge zu, wenn niemand zu Schaden kommt und du keine ausgedehnten Partys feierst, unrelaubt Feuer machst oder Abfall hinterlässt.

In manchen Gebieten und wenn du widerrechtlich auf Privatgelände parkst, kann es aber auch schnell zu einer Anzeige und hohen Bussgeldern kommen.

Orangenes Campingzelt in der Nähe von grünen Bäumen

Wildcamping in Europa nach Regionen gegliedert

Durch die offenen Grenzen und Reisefreiheit im Schengenraum können wir weite Gebiete in Europa ohne Einschränkungen bereisen. Trotzdem hat jedes Land seine eigenen Regeln, was das Übernachten in der freien Wildbahn betrifft. Dieses ist meist nicht nur auf nationaler Ebene geregelt, sondern zeigt auch regionale Unterschiede. Daher findest du hier eine Einführung in die groben Richtlinien, die in 28 Ländern in Europa gelten. Bevor du in diese Regionen reist, solltest du dich ausführlicher über die Gegebenheiten vor Ort informieren. Wenn es ausdrückliche Unterschiede zwischen dem Wildcampen im Zelt und dem Übernachten im Camper abseits von Campingplätzen gibt, gehen wir auch auf diese ein.

Skandinavien

Norwegen, Schweden, Dänemark, Island

Dank Jedermannsrecht ein Paradies für Wildcamping

In Schweden und Norwegen gelten bekanntlich die grosszügigsten Regeln fürs Wildcampen. Das Übernachten im Zelt ist ausserhalb von Schutzgebieten für bis zu zwei Tage überall dort erlaubt, wo keine Landwirtschaft betrieben wird und das Land nicht eingezäunt ist. Das Jedermannsrecht deckt aber offiziell nur das Zelten ab. Es wird von besonders eifrigen Wohnmobilreisenden manchmal zu grosszügig interpretiert, denn Camper und Wohnmobile dürfen nicht einfach irgendwo abgestellt werden. Sie sollten über Nacht mindestens auf Rastplätzen oder auf Parkplätzen am Strassenrand abgestellt werden und Vorzelte, Tische, Stühle usw. sollten nicht vor dem Fahrzeug aufbewahrt werden.

In Dänemark ist das Wildcampen nicht uneingeschränkt erlaubt, aber es gibt fast 300 ausgewiesene Waldflächen mit entsprechender Erlaubnis. Hier sind motorisierte Fahrzeuge allerdings verboten. Das heisst Camper und Wohnmobile dürfen nur auf ausgewiesenen Camping- und Zeltplätzen abgestellt werden. Widerrechtliches Wildcampen oder Übernachten im Fahrzeug kann bis zu 500 € kosten. Allerdings ist Biwaken ohne Zelt überall in der Natur erlaubt. Zusätzlich gibt es über 600 kostenlose Hütten und über 800 Überdachungen in der Natur, unter denen du ebenfalls übernachten darfst. Die meisten dieser Orte haben auch sanitäre Anlagen.

Auch in Island ist das Übernachten im Camper oder anderen Fahrzeugen ausserhalb von Campingplätzen generell untersagt. In der Tradition des Jedermannsrechts ist das Zelten ausserhalb von bewohnten Gebieten erlaubt, zum Beispiel auf Wandertouren. Dazu musst du das Zelt abseits von öffentlichen Strassen und sonstiger Infrastruktur aufstellen. Anders als in Norwegen und Schweden ist das Abstellen von Fahrzeugen sowie das Übernachten darin überhaupt nicht erlaubt. Das heisst Wildcampen gilt im Kern nur auf Wandertouren. Zahlreiche Hütten und Campingplätze sind hier aber eine Alternative zum Wildcampen.

Baltikum

Finnland, Estland, Lettland, Litauen

Wildcampen in der Natur erlaubt und gerne toleriert

Auch im Baltikum gilt das Jedermannsrecht. In Finnland kannst du fast überall ausser auf bepflanzten und eingezäunten Grundstücken dein Zelt aufschlagen und bis zu zwei Tage übernachten. Das sind immerhin knapp 90 Prozent der Landesfläche Finnlands. In Stadt- und Industriegebieten sowie auf Militärgelände und einem dünnen Streifen direkt an der Finnisch-Russischen Grenze ist das Wildcampen nicht gestattet. Auch das Übernachten im Camper, Wohnmobil und Auto ist erlaubt, aber nur auf ausgewiesenen Park- und Rastplätzen.

Auch in Estland, Lettland und Litauen ist Wildcampen ohne Weiteres erlaubt. Hier gilt, ähnlich wie in den anderen Staaten, das auf unkultivierten und nicht bewirtschafteten Gebieten gezeltet werden darf. Hier ist das Übernachten auf Privatgrundstücken sowie in Nationalparks und Naturschutzgebieten jedoch etwas stärker eingeschränkt. Ausserdem ist zusätzlich noch wichtig, dass besondere Rücksicht auf die Vegetation sowie die Lebensräume von Wildtieren genommen wird, um ihre Schutzräume zu erhalten. Da Wildcampen auch gerne von Einheimischen genutzt wird, sind die baltischen Staaten gut darauf vorbereitet. Es gibt zum Beispiel an vereinzelten Plätzen Trockentoiletten. Das Übernachten im Camper ist ähnlich wie in den anderen Staaten erlaubt bzw. geduldet, solange es auf gekennzeichneten Flächen passiert und das Fahrzeug keine Einschränkungen verursacht.

Westeuropa

Grossbritannien, Irland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich

Die schottische Wildcampingoase im Meer der Verbote

Weniger bekannt als Skandinavien und das Baltikum ist Wildcampen auch in Schottland erlaubt. Es wird über den „Scottish Outdoor Access Code“ seit 2003 offiziell geregelt, reicht aber Jahrhunderte zurück.

Der „Scottish Outdoor Access Code“ baut auf drei Grundprinzipien auf:

  1. Respekt für die Interessen anderer
  2. Sorge für die Umwelt
  3. Verantwortung für die eigenen Handlungen

Auch Landmanager sind angehalten, Menschen den Zugang zur Natur zu ermöglichen und diesen zu fördern. Beim Wildcampen und Übernachten im Wohnmobil sollten allerdings Nutzpflanzen und Tiere sowie historische Gebäude gemieden werden. Ausserdem darf – für Schottland ganz speziell – die Hirsch- und Moorhuhnjagd nicht gestört werden. Dadurch gibt es einige saisonale Einschränkungen.

In Wales und England ist das Wildcampen zwar offiziell erlaubt, du musst aber vorher die Erlaubnis von Grundbesitzern oder öffentlichen Behörden einholen. Diese sind aber in der Regel sehr offen fürs Wildcampen und auch für Wohlmobilreisende, solange diese sich an die befestigten Wege halten. Selbst in Nationalparks kannst du zum Teil und mit Einschränkungen übernachten. Die Touristenbehörden sind hier ein guter Anlaufpunkt, um Information über die regionalen Regelungen und eventuelle Kontaktdaten zu erhalten.

In Irland und Nordirland kannst du mit Erlaubnis der Eigentümer wildcampen, jedoch nicht auf öffentlichen Flächen. Die Bussgelder können hier bis zu 150 € betragen.

Im Rest Westeuropas ist Wildcampen sowie das Übernachten in Fahrzeugen abseits von Campingplätzen verboten und wird je nach Region unterschiedlich streng geahndet:

In Belgien wird Wildcampen besonders an der Küste und während der Hauptreisesaison streng kontrolliert und bestraft. Im Rest des Landes gibt es eine gewisse Duldung fürs Wildcampen auf Parkplätzen und Privatgrundstücken mit Erlaubnis. Das hängt mit der Tradition des sogenannten „Pfahlcampings“ zusammen. Die Regeln des jeweiligen Campingplatzes sind am Pfahl aufgeschrieben, um den herum gecampt werden kann.

In den Niederlanden ist es strengstens verboten und wird auch konsequent kontrolliert. Selbst „Pfahlcamping“ ist seit 2020 nicht mehr erlaubt. Wildcampen kann hier eine Strafe von bis zu 500 € pro Person nach sich ziehen.

In Luxemburg ist Wildcampen verboten und nur das Übernachten zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit wird toleriert.

In Frankreich ist Wildcampen ebenfalls verboten und widerrechtliches Übernachten in Fahrzeugen kann bis zu 1.500 € kosten. Manche Ortschaften, selbst abseits von Touristenhochburgen, haben aber kostenlose Stellplätze für Wohnmobile. Diese können bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung oder in der Touristeninformation erfragt werden. Zwischen 19 Uhr und 9 Uhr kannst du allerdings auch in dafür freigegebenen Gebieten in Nationalparks biwakieren.

Mitteleuropa

Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen, Tschechien

Verboten mit wenigen Ausnahmen und Schweizer Jedermannszutrittsrecht

In vielen Bundesländern in Deutschland und Österreich sind die Regeln zum Wildcampen und Übernachten in Fahrzeugen leicht unterschiedlich geregelt. Allgemein gilt, dass Wildcampen absolut nicht erlaubt ist. Die „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ wird von manchen grosszügig ausgelegt, aber im Prinzip solltest du dich abseits von offiziellen Stellplätzen nicht länger als 10 Stunden aufhalten und kein ausgedehntes Camp aufbauen. Die Strafen können von kleinen Geldbussen bis in den mittleren vierstelligen Bereich steigen, wenn dein Camp Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder Brandstiftung bezichtigt wird. In manchen Fällen kann sogar dein Zelt konfisziert werden. In beiden Ländern gibt es aber neben klassischen Campingplätzen auch noch die Möglichkeit kleinere Pop-Up-Camps anzusteuern. Die sind eine gute Alternative zum Wildcampen.

Das Jedermannszutrittsrecht in der Schweiz erlaubt das Wildcampen ausserhalb von Nationalparks, Naturschutzgebieten und Wildschutzgebieten. Oberhalb der Waldgrenze kannst du überall dein Lager aufschlagen, allerdings wird es hier für grosse Wohnmobile schwierig, wenn die Strassen nicht ausreichend dafür ausgelegt sind. In manchen Kantonen gibt es allerdings noch Sonderregelungen, über die du dich im Vorfeld informieren solltest.

In Polen ist Wildcampen allgemein verboten und wird besonders in Naturschutzgebieten und an der Küste mit Geldbussen bestraft. Im Mai 2021 wurden aber 425 neue Waldgebiete mit insgesamt 600.000 Hektar Waldfläche zum Wildcampen freigegeben. Hier findest du eine sehr praktische Übersichtskarte. Diese neue Spielwiese für Wildcamping ruft förmlich danach entdeckt zu werden.

Obwohl Wildcampen in Tschechien nicht offiziell per Gesetz geregelt ist, ist es dennoch verboten und wird streng kontrolliert. Allerdings konzentriert sich die Polizei hauptsächlich auf motorisierte Fahrzeuge. Aber auch Wildcampen im Zelt ist offiziell nicht erlaubt.

Südeuropa

Portugal, Spanien, Italien

Vorsicht bei der Platzwahl

In Portugal, Spanien und Italien ist Wildcampen allgemein verboten und wird besonders in Portugal kategorisch untersagt. Spanien und Italien weisen kleine Unterschiede von Region zu Region auf, ähnlich wie deutsche und österreichische Bundesländer, aber im Kern ist Wildcampen verboten und kann mit Geldbussen bis zu 600 € geahndet werden.

Südosteuropa

Griechenland, Rumänien, Kroatien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Albanien

In Albanien und Rumänien erlaubt, in anderen Ländern mit Vorsicht zu geniessen

In Griechenland, Kroatien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina gelten regional leicht unterschiedliche Regeln, aber generell ist Wildcampen hier verboten und wird besonders in Touristenregionen streng kontrolliert und bestraft. Mancherorts fallen dreistellige Geldbussen an und an anderen Orten gibt es nur einen Platzverweis, der aber auch das Wildcampingerlebnis nicht gerade angenehm gestaltet. Aufgrund der Gastfreundschaft der Region kannst du aber in vielen Fällen die Erlaubnis bekommen, auf Privatgrundstücken dein Camp aufzustellen. Abseits von dichtbesiedelten Gebieten der Balkanregion warnen Reiseführer davor, dass manche Gegenden noch nicht von Kriegsmienen geräumt sind und das Wildcampen daher mit besonders grosser Vorsicht zu geniessen ist.

In Albanien und Rumänien ist Wildcampen erlaubt und kann fast ohne Einschränkungen betrieben werden, sowohl mit dem Zelt als auch mit dem Campervan. Hier solltest du lediglich Naturschutzgebiete meiden und andere Menschen durch dein Lager nicht einschränken oder belästigen. Ausserdem gibt es in einigen Regionen Warnschilder, die vom Camping aufgrund von Wildtieren oder Erdrutschgefahr abraten.

In diesem Sinne wünschen wir dir viel Spass beim Wildcampen und Ausleben der ultimativen Freiheit.

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