Durchstarten mit Trailrunning

Hol dir dein Running Mojo zurück

© Martin Ohliger | Text: Sandra Polsfuß

„Ich müsste mal wieder Sport machen“, sagst du dir angesichts des Gefühls, mit deinem Sofa verwachsen zu sein. Eigentlich hast du dich immer gerne bewegt. Als Kind bist du gerne durch den Wald getollt und hast stundenlang draussen gespielt? Du würdest gerne laufen gehen, aber der Gedanke an trostlose Joggingrunden um den Häuserblock, die Erinnerung an Schulsport auf der Tartanbahn oder die Idee vom Schwitzen im Fitnessstudio sind dir ein Graus? Bei der Vorstellung, halb nackt neben den durchtrainierten schönen Menschen in körperbetonter Kleidung dazustehen, wird dir schlecht? Aber dennoch: Du hast wieder Lust, dich zu bewegen. Allerdings so wie damals als Kind: frei, spielerisch, an der frischen Luft. Und wenn es geregnet hat, bist du dann nach Hause gerannt, wenn es doch grade so schön war? Und hast du dir Sorgen gemacht, dass deine Schuhe schmutzig werden? Eben! Damals gab es nur Ostfriesennerz und Gummistiefel, das war alles andere als atmungsaktiv. Bei den Möglichkeiten, die die Bekleidungsindustrie heute für den Outdoorsport bietet, solltest du es definitiv mal mit Trailrunning versuchen. Schlechtes Wetter gibt es hier nicht, es gehört dazu und verliert dank der heutigen Bekleidung seinen Schrecken.

Beim Trailrun gibt es keine Monotonie, keine engen, schlecht belüfteten Räume und flimmernde Flachbildschirme, keine Beschallung mit schlechter Musik, keine Öffnungszeiten, keinen Verkehrslärm, sondern frische Luft und die Geräusche der Natur. Hier ist deine volle Aufmerksamkeit gefragt, denn du musst deine Schritte im Gelände mit Bedacht wählen. Dennoch kannst du so richtig abschalten, denn du bist ganz bei dir und erfreust dich eines wunderbaren Naturerlebnisses. Jeder Lauf auf dem Trail ist wie ein kleiner Urlaub.

Trailrunning Training
© Martin Ohliger

Trail versus Strasse

Klingt gut? Nur – wie fängst du an, wo bekommst du mitten in der Stadt einen Trail her und was ziehst du an? Das hängt auch ein bisschen davon ab, ob du schon Lauferfahrung hast. Wenn nicht, solltest du dir genug Zeit lassen, um dich an diese Belastung heranzutasten. Die Laufgeschwindigkeit spielt dabei erst mal keine Rolle. Manchen Menschen fällt es leichter, wenn sie mit einem Wechsel aus Laufen und Gehen beginnen.

Es gibt natürlich Leute, die den Trailrun als Wettkampfsport betreiben. Wir wollen uns hier aber einfach auf den positiven, entspannenden Effekt des Trailrunnings konzentrieren. Die wundervolle Möglichkeit, die es dir eröffnet, eine kleine Flucht aus dem Alltag in die Natur um die Ecke zu finden und dich sportlich zu betätigen.

Beachte, dass Trailrunning koordinativ anspruchsvoller als normales Joggen oder Gehen ist. Es braucht mehr Kraft, Technik und Konzentrationsvermögen, schult diese Eigenschaften aber auch, was dir zudem im Alltag behilflich sein kann. Die Kilometer, die du auf dem Trail verbringst, sind energetisch definitiv nicht vergleichbar mit denen eines Strassenlaufs. Auf dem Trail ist weniger mehr. Aber Kilometerangaben sollen uns hier auch nicht interessieren. Lauf doch einfach mal drauflos!

Zu den positiven Eigenschaften des Trailruns gehört ausser dem Naturerlebnis, dass der Untergrund beispielsweise im Wald meist weicher ist als Strassenasphalt und dass das Streckenprofil viel abwechslungsreicher ist, sowohl für den Kopf als auch für den Körper. Dadurch werden die Gelenke geschont, mehr Muskelgruppen angesprochen und die Gefahr einer körperlichen Überlastung durch monotone Bewegungen wie beim Strassenlauf ist geringer. Wenn der Trail oft auf- und abwärts führt, bedenke auch, dass die Belastung auf die Knie, vor allem bergab, stärker ist. Es empfiehlt sich hier, auf dem Vorfuss zu laufen. Oft tust du das reflexhaft sowieso. Bergauf empfiehlt es sich, kleine Schritte zu machen.

Vom Park zum Trail

Ein Trail ist ein unbefestigter, nicht asphaltierter Weg. Er kann hügelig oder flachverlaufend sein, durch den Wald, über Schotter oder durch alpines Gelände führen. Er kann sandig oder, je nach Wetter, auch matschig sein. Er kann eng, also ein Singletrail, aber auch breit sein. Für jedes Leistungsniveau lässt sich ein Trail finden.

Fang doch einfach mal im Park an. Dort gibt es oft eine Mischung aus geteerten und sandigen Wegen. Es gibt auch den einen oder anderen Hügel dort. Du nimmst dann die Sandwege, die von den asphaltierten abweichen, und den Hügel kannst du auch mitnehmen. Möchtest du im Flachen laufen, bietet sich ein Fluss an, dessen Verlauf du folgen kannst. Viele Städte haben auch einen Stadtwald. Dort kannst du dich schon richtig austoben. Vielleicht wohnst du ja auch ausserhalb der Stadt, dann findest du sowieso eine geeignete Strecke. Es gibt auch viele Portale im Internet mit Routenvorschlägen. Du wirst dich wundern, wie viele wilde, naturbelassene Ecken deine Stadt hat. Wenn du dann so richtig gut dabei bist, kann es sein, dass du deinen nächsten Urlaub nach Vorhandensein von interessanten Trails auswählst. Die Suchtgefahr ist gross!

Routine entwickeln

Es ist wichtig, erst mal anzufangen. Starte mit einem bis zwei kurzen Läufen pro Woche. Wichtig ist, wie bei so vielen Dingen, die Regelmässigkeit. Möchtest du neben dem Naturerlebnis auch fitter werden, brauchst du den Wiederholungseffekt regelmässiger Läufe. Auch mental ist es einfacher, wenn der Lauf an einem bestimmten Wochentag zum Alltag dazugehört. Es ist alles eine Einstellungssache: Freu dich einfach darauf, dass du raus in die Natur darfst. Sieh es nicht als Pflicht. Oft ist dieser Lauf die einzige kleine Oase der Ruhe, die du für dich allein hast. Unter der Woche ist es auch häufig der einzige Moment in der Natur. Jeder Trailrun ist ein Geschenk.

Selbst wenn das Wetter schlecht ist, solltest du dich nicht von deinem Lauf abhalten lassen. Was sollen denn erst die Menschen in Schottland machen? Schönes Wetter können alle! Gibt es etwas Schöneres, als nach einem kalten, nassen Winterlauf unter der heissen Dusche zu stehen? Falls du Motivation brauchst, kannst du dich auch nach einem besonders herausfordernden Lauf belohnen. Zum Beispiel mit einem guten Essen oder einem neuen Stück für deine Laufausrüstung? Und da gibt es ganz hervorragende Dinge, mit denen Trailrunning noch mehr Spass macht und womit du richtig gut aussiehst.

Anforderungen an das Material

Zunächst brauchst du einen geeigneten Laufschuh. Trailrunning-Schuhe unterscheiden sich natürlich von Strassenlaufschuhen. Sie sind robuster, denn dein Weg kann dich über Schotter und Geröll führen. Wichtig ist, dass die Sohle Grip hat, damit du im Gelände nicht wegrutschst. Für den Anfang reichen welche mit weniger Profil. Das ist gut für gemischtes Gelände, wenn beispielsweise dein Weg zum Trail, den du in den Lauf einbauen möchtest, zuerst noch asphaltiert ist.

Des Weiteren sollten die Schuhe wetterfest sein, denn du willst ja bei jedem Wetter laufen und es kann auch mal nass und matschig werden. Es gibt tatsächlich Trail-Laufschuhe mit GORE-TEX. Sie sind wasserdicht und atmungsaktiv, aber im Sommer definitiv nicht atmungsaktiv genug. Also empfehlen sich solche Schuhe nur als Winterlaufschuhe.

Trailrunning Schuhe
© Martin Ohliger

Wenn du mit einem Paar Schuhe auskommen möchtest, gibt es die Möglichkeit, deine Trail-Schuhe mit Spray zu imprägnieren oder bei schlechtem Wetter wasserdichte Socken anzuziehen. Diese sind ein Hightech-Wunder, denn sie sind tatsächlich flexibel genug, um nicht beim Laufen zu stören. Wenn im Winter Schnee liegt, empfehlen sich auch Gamaschen, um die Nässe zwischen Hosenbein und Schuh draussen zu halten.

Bei der Oberbekleidung ist es wichtig, dass sie ebenfalls wetterfest und atmungsaktiv ist. Zumindest sollte sie wasserabweisend sein, um das Auskühlen zu vermeiden. Leichte Funktionsmaterialien und mehrere Schichten bieten sich hier an. Im Wald ist es oft auch kühler, daher sollte bei schlechten Wetterprognosen eine leichte Notfallregenjacke dabei sein. Oft hast du im Wald auch mit Licht- und Schattenspiel zu tun. Daher ist ein kontrastreiches Sehen sehr wichtig. Für diesen Zweck gibt es speziell getönte Brillen.

Come Rain or Shine

Du siehst: Es gibt keine Gründe, nicht mit dem Trailrunning anzufangen. Auf geht’s in den nächsten Wald, wie damals als Kind – nur dass du heute besser nicht mehr auf die Bäume kletterst.

Trailrunning im Park
© Martin Ohliger

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